Diese Seite bearbeiten Links hierher Artikel Schwegel, Zwerch und Schweitzerpfeiff. Eine kurze Geschichte der kurzen Flöte Bate Collection, Oxford. Hier darf gespielt werden Musikinstrumente - eine kleine Geschichte des Sammelns Homo collector - der Mensch als Sammler Auszüge aus dem Vorwort von Ulrich Halder (Hsg.) zu seinem Buch 'Sammlerglück' „Sammler sind glückliche Menschen“ Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832) Niemand weiss so recht, ob dieses Zitat wirklich vom grossen Goethe stammt. Aber mit Sicherheit wissen wir, dass Goethe ein leidenschaftlicher Sammler war. 40'000 Objekte soll er in seiner Weimarer Zeit zusammengetragen haben, 9'000 Kupferstiche und Zeichnungen, 8'000 Bücher und Manuskripte, 4'500 Gemmen (gravierte Schmucksteine), 18'000 Steine und Mineralien - ein getreues Abbild seiner weit gespannten Interessen von der Kunst bis zur Natur. Goethe war einer der bedeutendsten Privatsammler seiner Zeit. Aber er setzte sich ebenso für die Bibliotheken und Sammlungen des Weimarer Hofes ein, weil er an deren Bildungswert glaubte. Denn für ihn war Sammeln ein Weg zum Wissen: „Ich liebe den Besitz nicht der besessenen Sache, sondern meiner Bildung wegen.“ War das Sammeln für ihn aber auch ein Weg zum Glück? Bis ins hohe Alter sammelte er leidenschaftlich, zeigt die Schätze seinen Besuchern noch so gerne und soll mit seiner Begeisterung für die Thüringer Erdgeschichte selbst vornehme Weimarer Damen zum Steinesammeln verführt haben.Nie seien ihm die Sammlungen zur Last geworden, im Gegenteil: Gerade in schwere Zeiten hätten sie ihm Trost gegeben. So wie Goethe frönten einst - und tun es noch heute - unzählige weniger prominente Zeitgenossen ihrer Sammelpassion. Was treibt sie an, Hunderte von Stunden, oft Tausende von Franken , die eigene Wohnung oder ganze Häuser, nicht selten auch Freundschaften oder die Ehe zu opfern, um irgendeiner unwichtigen Skurrilität hinterherzujagen? Sind Sammler vielleicht krank? Sammeln ist eine höchst persönliche Angelegenheit; der private Sammler sammelt für sich, nicht für andere. Also kann nur er oder sie und nur für sich eine gültige Antwort geben. Darf ich deshalb persönlich werden? Mich interessieren Flöten, seit ich als kleiner Bub Querflöte spielen lernte. Mich fasziniert die Geschichte dieses Instrumentes, das fast so alt ist wie die Geschichte der Menschheit. Ich finde es spannend, alte Instrumente, die meist seit Jahrzehnten irgendwo unbeachtet herumliegen, bei lokalen Trödlern, bei anderen Sammlern oder im Internet aufzuspüren, mir ihr hundert- oder zweihundertjähriges Schicksal auszumalen, ihren Wert für meine Sammlung und meinen Geldbeutel abzuschätzen, ihren Preis auszuhandeln und dann endlich ihr edles Holz, ihre Elfenbeingarnituren und Silberklappen in der Hand zu spüren, sie vorsichtig spielbar zu machen und ein erstes Mal schüchtern anzublasen, um zu ahnen, wie sie vor langer Zeit geklungen haben. Braucht es mehr, um meine Leidenschaft zu begründen? Ich kann mir vorstellen, dass es vielen anderen Sammlern - was immer die 'Objekte ihrer Begierde' sein mögen - ähnlich ergeht. Aber ebenso, dass auch sie gelegentlich ein leiser Zweifel beschleicht, ob wir Sammler nicht vielleicht doch etwas verrückt, masslos und egoistisch sind… Homo collector - der Mensch als Sammler existiert natürlich nicht erst seit Goethe. In Höhlen im Burgund, die bereits zu Zeiten des Neandertalers bewohnt waren, fanden sich Fossilien und Muschelschalen aus weit entfernten Regionen. Hat vielleicht der Mensch schon vor 100'000 Jahren nicht nur für sein nacktes Überleben gejagt und gesammelt, sondern auch 'unnütze' Gegenstände aufbewahrt, die ihm aus irgendeinem Grund gefielen? Möglich, dass das Zusammentragen von vergleichbaren Dingen 'um ihrer selbst willen' eine ursprüngliche spielerisch-kreative Leistung des Frühmenschen darstellt und viel älter ist als die ersten künstlerischen Zeugnisse wie Höhlenmalereien, Elfenbeinfiguren und Knochenflöten (ja, Flöten!), die vor etwa 40'000 Jahren geschaffen worden sind. So ist es denkbar, dass sich im Homo collector bis heute zwei archaische Bedürfnisse vereinen - jenes nach Anhäufen und Besitzen von Gütern und jenes nach genussvollem Betrachten, Vergleichen und Ordnen. Wie dem auch sei: Ich halte es wie mein Sammlerkollege Goethe, erfreue ich mich jeden Tag an meinen Schätzen und teile mein Glück auch gerne mit anderen. Ulrich Halder (Hsg): Sammlerglück. Warum sammelt der Mensch? Mit Portraits und Reportagen von Regula Tanner und Fotografien von Hansueli Trachsel. hier + jetzt, Verlag für Kultur und Geschichte. Baden 2010. ISBN 978-3-03919-147-5 Fotos Buchumschlag und Portrait U. Halder: Hansueli Trachsel, Bern (Externe Bearbeitung)